Tipps für den Motorradkauf – Darauf solltest Du achten

Tipps für den Motorradkauf – Darauf solltest Du achten

Jungs, wir wollen doch fast alle ein schnelles Zweirad unter dem Hintern. Neue Motorräder kosten viel Geld, oft viel zu viel Geld … 😉 Schnell kommt man deshalb auf die Alternative sich ein gebrauchtes Bike zu kaufen.

Dafür sollte man sich aber genügend Zeit nehmen, eine kleine Checkliste beachten und die Maschine auf jeden Fall Probe fahren. So lässt sich ein ärgerlicher Fehlkauf ausschließen und viele Probleme bereits im Vorfeld vermeiden.

Du kannst ein gebrauchtes Motorrad von privat, bei Auktionen oder über Gebrauchthändlern kaufen. Falls Du Privatverkäufern nicht traust empfehle ich einen Besuch beim Gebrauchtmotorrad-Händler. Der Preis mag zwar etwas höher liegen, doch sind die Anbieter dazu verpflichtet, eine Garantie zu gewähren. Diese gilt in der Regel für ein halbes Jahr auf die wichtigsten Teile der Maschine.

Der ideale Zeitpunkt für den Kauf eines Motorrads ist sicherlich der Herbst oder Winter. Dann ist die Auswahl nämlich grösser und mit etwas Glück und Geduld kannst Du ein Schnäppchen machen. Die Preise sind generell niedriger
als während der Saison.

Das solltest du zur Besichtigung mitnehmen:
Taschenlampe
Schraubenzieher
Lappen um Öl und Fett abzuwischen
Arbeitshandschuhe
Block und Stift
Einen fachkundigen Begleiter zum Helfen und als objektiven Beobachter
Führerschein

Zeit nehmen

Also, nimm Dir genügend Zeit um Dir das Motorrad in Ruhe anschauen. Eine gebrauchte Maschine hat schliesslich ihre Geschichte. Lege den Besichtigungstermin nicht auf den Abend, bei Tageslicht kannst du etwaige Mängel besser erkennen. Denk daran, im Winter geht die Sonne früher unter.

Auf Rost prüfen

Checke das Bike auf Rostbefall. Achte hier besonders auf den Auspuff, die Felgen und Speichen sowie die Schweissnähte des Lenkkopfes, der Schwingen und des Rahmens. Prüfe den Tank, auch von innen. Tipp: Mit der Taschenlampe, nicht mit dem Feuerzeug ausleuchten 😉

Reifen checken

Messe die Profilstärke der Reifen und vergleiche die montierten Grössen mit den Eintragungen in den Fahrzeugpapieren. Fehlen diese, muss der Verkäufer eine spezifische Freigabe durch den Reifenhersteller geben. Denn ansonsten wird das bei der nächste Hauptuntersuchung beim TÜV zum Durchfallen führen.

Reifen, Bremsen und Bremsanlage

Überprüfe unbedingt die Bremsen. Sie sollten über einen ausreichenden Belag von etwa vier bis fünf Millimetern verfügen und möglichst gleichmässig abgenutzt sein. Die meisten Scheibenbremsen haben am Bremssattel ein durch Gummistopfen abgedecktes Guckloch. Wenn Du hier mit der Taschenlampe hineinleuchtest, siehst Du die Bremsbeläge. Die der Scheibe zugewandte Schicht ist der Belag selbst, die andere der Metallträger. Ein neuer Belag hat rund 5 mm Stärke. Bei rund einem Millimeter sollte man die Beläge austauschen.

Bringen das Vorderrad in die Luft. Bei einem Motorrad ohne Hauptständer muss dazu ein Helfer die Maschine leicht über den Seitenständer nach hinten kippen. Bewege den Lenker ganz von links nach rechts. Dies muss durchgehend leichtgängig und ohne Geräusche ablaufen. Bremse mit der Vorderbremse und lasse die Gabel einfedern. Gibt es dabei andere Geräusche als das leise zischen des dämpfenden Öls ist hier ein Defekt zu vermuten.

Die Scheiben sollten keine starken Rillen aufweisen. Je weiter ein Steg am äusseren Ring zu sehen ist, umso mehr sind die Scheiben abgenützt. Neue Scheiben sind völlig glatt. Bei Trommelbremsen ist oft außen eine Verschleissanzeige angebracht. Dabei zeigt ein Pfeil auf einer Skala zwischen “neu” und “am Ende” den aktuellen Zustand an, wenn Sie die Bremse bis zum Druckpunkt betätigen.

Anbauteile, Fahrwerk und Lenkung

Beachte mögliche Schleifspuren an allen Anbauteilen, den Fussrasten, Lenkerenden, Armaturen und Scheinwerfern. Das könnte auf frühere Stürze hindeuten. Auf jeden Fall auch das Fahrwerk genau inspizieren. Der Lenkeranschlag und die Gabel dürfen keine Verformungen aufweisen. Verbiegungen könnten durch einen Unfall entstanden sein.

Fehlt Dir bei der Beurteilung von Fahrwerk, Lenkkopflager und anderen sensiblen Bauteilen wie der Vorderradgabel die Erfahrung, dann nimm einen Kumpel mit, der sich damit auskennt.

Bei Speichenrädern am Innenrand der Felgen mit einem Schraubenzieher entlangfahren. Es muss dabei ein gleichhohes Geräusch ertönen. Sind die Tonhöhen stark unterschiedlich, müssen die Felgen nachgespannt werden, was nur einen geringen Zeitaufwand bedeutet. Schwieriger ist es, wenn eine gebrochene Speiche festgestellt wird. Dann ist mindestens der Einbau einer neuen Speiche fällig oder sogar der aufwändige komplette Ersatz der Speichen, wenn es keine einzelnen Ersatzspeichen gibt.

Besondere Beachtung verdienen die Anbauteile, die nicht zur Originalausrüstung des Herstellers gehören. Für solche Teile, wie Auspuff, Reifen, Spiegel, muss mindestens eine Allgemeine Betriebserlaubnis oder noch besser, eine Herstellerfreigabe vorliegen.

Antrieb und Flüssigkeiten prüfen

Bei einem Kettenantrieb prüfen, ob Kette und Kettenräder in Ordnung sind. Bei einem Zahnriemenantrieb den Riemen auf Beschädigungen und eventuell eingeschlossene Steinchen prüfen.

Viele Motorräder haben ein Schauglas für den Stand des Motoröls. Hat das Bike angeblich vor kurzem einen Ölwechsel erhalten, solle das Öl noch nicht schwarz sein, sondern golden, fast wie Honig, aussehen.

Möchtest Du ein Motorrad gebraucht kaufen, musst Du unbedingt eine Probefahrt vereinbaren. Du erkennst dabei vielleicht bisher unentdeckte Fehler und kannst sehen, ob das Modell überhaupt zu Dir passt.

Kalten Motorstart durchführen

Es empfiehlt sich immer ein Start mit kaltem Motor. So kann man das Startverhalten besser einschätzen. Geht das Motorrad direkt wieder aus, muss der Vergaser korrekt eingestellt werden, wenn nicht sogar ein grösseres Problem besteht. Prüfe einfach wie warm der Zylinderkopf ist. Spürst Du Restwärme, dann spricht den Verkäufer gezielt an. Sehr oft haben Motorräder Probleme bei kaltem Motor und die Verkäufer verschleiern das durch Warmlaufenlassen kurz vor dem geplanten Besichtigungstermin.

Kommt gleich eine bläuliche Wolke aus dem Auspuff, sind die Kolbenringe oft nicht mehr in Ordnung. Lasse den Motor ein wenig im Leerlauf tuckern und achte auf ungewöhnliche Geräusche. Eventuell kennst Du das Laufgeräusch eines vergleichbaren Typs und kannst die beiden vergleichen.

Um Probefahrt bitten

Die Probefahrt sollt unter anderem ein Stück weit über die Autobahn führen. Erreiche mindestens eine Geschwindigkeit um die 130 km/h. Prüfe Bremsen, die komplette Lichtanlage, Hupe und Reifen. Achte während der Fahrt auf die Kupplung. Übermässger Verschleiss zeigt sich durch holpriges Schalten. Spürst Du am Schleifpunkt der Kupplung ein Ruckeln, kann das auf eine verschlissene Kupplung hindeuten. Merkwürdige Geräusche und Vibrationen müssen aber nicht immer Anzeichen für einen Schaden sein. Markenforen klären über die Besonderheiten der einzelnen Motorrad-Modelle auf.

Beim Gas geben sollte als kein “Loch” zu spüren sein. Wenn du abrupt vom Gas gehst, darf es zu keiner Fehlzündung kommen. Höre den Auspuff im ganzen Verlauf ab, ob evtl. austretendes Abgas auf ein Loch hindeutet. Tipp: Verschliesst du die Austrittsöffnung, sollte der Motor ausgehen. Falls nicht, weist das auf eine undichte Stelle hin.

Abschliessende Punkte

Kommt es zum Kauf solltest Du unbedingt noch prüfen: Stimmen die Fahrzeugnummer mit der Nummer überein, die in den Fahrzeugpapieren steht? Die Nummer ist meistens am Rahmen rechts unterhalb des Lenkers eingeschlagen.

Sind alle Schlüssel da, jeweils mindestens zwei, funktionieren Zündschloss, Lenkradschloss oder Helmverschluss?

Ist das Bordwerkzeug vorhanden? Meistens ist darin der Zündkerzenschlüssel das wertvollste Stück, weil er in der Regel eine Sonderanfertigung ist für die Einbausituation der Kerzen am jeweiligen Motor.

Am besten notierst Du Dir alle gefundenen Schwachstellen und versuchst abzuschätzen, was jede sofort notwendige oder demnächst anfallende Reparatur kosten wird. Summiere das alles auf. Den vom Verkäufer veranschlagten Kaufpreis hattest Du ja für ein völlig mängelfreies Fahrzeug gerechnet. Entweder bessert der Verkäufer auf eigene Rechnung alle Schwachstellen vor dem Verkauf nach oder er geht im Preis entsprechend herunter.

Damit dürfte Dir viel Spass mit Deinem neuen gebrauchten Motorrad bevorstehen!